"Papa Rudi´s" - Kultkneipe an der Einsturzstelle

Dieses Mal möchte ich euch ein ganz besonderes Lokal vorstellen, das wahrscheinlich viele von euch noch gar nicht kennen - was auch am Versagen der Stadt liegt. Denn das "Papa Rudi´s" lag bis November 2024 seit dem Einsturz des Stadtarchivs hinter riesigen Sichtschutzwänden versteckt. Sehr zum Nachteil der einzigartigen Wirtin Anja.

Warum das "Papa Rudi’s" anders ist

Das "Papa Rudi´s" wird von Anja bereits seit bald 17 Jahren geführt, vorher war sie bereits seit 15 Jahren den Gästen in der legendären Travestiebar Timp bekannt, die fast 30 Jahre das Stadtbild am Heumarkt prägte. Anja ist, wie man sagen würde, ´ne echt coole Socke. Anja, die allein mit ihren Tattoos und Piercings schon einen bleibenden Eindruck hinterlässt, kann man als echtes Original bezeichnen. Mit ihrer Erfahrung in der Gastroszene und ihrem besonderen Charisma hat sie sich längst einen Namen gemacht. Im "Papa Rudi's" bringt sie nicht nur ihre eigene, unvergleichliche Note ein, sondern schafft auch eine Atmosphäre, die gleichzeitig herzlich, schrill und unvergesslich ist. Ihre Zeit in der Travestiebar Timp hat sie geprägt und das merkt man – sie versteht es, Menschen zu verbinden und für eine gute Stimmung zu sorgen. Ihre Tattoos und Piercings sind dabei nicht nur ein Ausdruck ihrer Persönlichkeit, sondern ein Statement für Authentizität und Geradlinigkeit.

Das "Papa Rudi’s" ist eine Kneipe, die ihren ganz eigenen Charme besitzt. Es ist kein Ort, der mit aufwendiger Dekoration oder schicker Einrichtung beeindrucken will – und genau das macht das "Papa Rudi´s" so besonders. Statt Perfektion findet man hier eine authentische Atmosphäre, in der es vor allem um das Zwischenmenschliche geht. Die Einrichtung ist einfach gehalten, doch gerade diese Unaufgeregtheit verleiht dem "Papa Rudi’s" eine einzigartige Bodenständigkeit. Es ist ein Ort, an dem Gespräche im Vordergrund stehen und wo die Persönlichkeit der Gäste und Gastgeber den Raum ausfüllen. Hier zählt weniger das Äußere, sondern vielmehr die Stimmung, die hier so unverwechselbar lebendig ist.

Zeugin des Einsturz

Doch seit dem Einsturz des Stadtarchivs hat Anja stark zu kämpfen. Den Tag selbst hat sie noch gut im Gedächtnis: "Am Dienstag dem 3.3.2009 stand ich gegen 13.45 Uhr auf meiner Terrasse und wartete auf eine Freundin. Plötzlich wurde es totenstill und ich sah im nebenan gelegenen Gebäude einen Riss die Wand hochkrabbeln...dann ging alles relativ schnell und die angrenzenden Gebäude stürzten ein....dann bin ich nur noch gerannt." Gerade mal ein halbes Jahr nach der Übernahme lag wortwörtlich alles vor ihrer Tür in Trümmern. Zwei Menschenleben kostete der Einsturz - und Anja beinahe ihre Existenz.

Über das Versagen der Justiz in diesen Fällen wollen wir lieber gar nicht erst sprechen, Freisprüche und Verurteilungen wurden aufgehoben, mittlerweile sind die Verfahren eingestellt worden. Ein unsäglicher Hohn gegenüber den Opfern und Hinterbliebenen, soviel ist sicher. Aber Anja kämpft weiter. Denn noch bis kurz vor dem 11.11.2024 bedrohten die Sichtschutzwände ihre Existenz. Laufkundschaft blieb aus, wer Anja nicht kannte, kehrte auch in der Regel nicht beim "Papa Rudi´s" ein. Logisch: Konnte ja auch keiner sehen.

Anja, die Kämpferin

Die KVB hat sich dann doch irgendwann mal bei Anja gemeldet und ihr "aus Kulanz" eine Entschädigung angeboten. Für die Jahre 2009-2021 ganze 9145 Euro. Inklusive einer Verschwiegenheitserklärung. Was Anja davon hält, ist wohl klar. Die Kölner Rundschau veröffentlichte damals einen Artikel zu dem Geschehen, ihr könnt ihn hier nachlesen. Zum Glück ist Anja eine Kämpfernatur. Sie macht unbeirrt weiter. Denn das "Papa Rudis" ist ihr Lebenstraum. Reich werden muss Anja nicht, Gier kann man ihr auf gar keinen Fall vorwerfen. Der Kölner an sich wählt zwar immer gern den einfachen Weg, aber wenn es um unsere Prinzipien geht, dann kämpfen wir bis zum Letzten. Genau das zeigt sich perfekt am Beispiel von Anja und dem "Papa

Rudi´s"

Ein Ort für echte Begegnungen

Wir können euch einen Besuch bei Anja nur sehr ans Herz legen. Zum einen natürlich, um Anja kennenzulernen und zu unterstützen, zum anderen aber natürlich auch, um euch nochmal die Einsturzstelle anzuschauen und somit einen Einblick in aktuelle Situation zu verschaffen. Nachdem jahrelang nichts passierte, geht es hier nun endlich weiter - doch mit einem schnellen Bauende ist in Köln natürlich nicht zu rechnen. 2035 wird vorläufig als Ziel genannt.

Und wenn ihr sonst noch nach Aktivitäten in Köln sucht, kommt doch mal mit auf eine unserer Brauhaustouren! Wir freuen uns sehr darauf, euch als unsere Gäste begrüßen zu dürfen!